Däso – CAM / GFB Crew im Interview:

Däso – CAM / GFB Crew im Interview:

14.03.2011 von Philipp Tölzer

Graffiti Artist Däso spricht über seine Anfänge als Writer und wie er zur Graffiti Kunst gekommen ist. Außerdem verrät Däso wofür seine Crews einstehen…

Der Graffitiartist Däso ist Teil der Crews CAM und GFB. Wir sprechen mit dem Writer über seinen Ursprung und seine Anfänge als Vertreter der deutschen Graffitiszene. Zudem erfahren wir auch, wofür seine beiden Crews CAM und GFB stehen und in welchem Zusammenhang das mit dem Vollzug des Koitus und Alkoholkonsum zu tun hat. Darüber hinaus gewährt uns Däso einen Einblick in die sonst sehr verschwiegene, jedoch sehr aktiven Writer Szene in Halle.

“Nach wie vor bin ich am meisten vom Streetbombing und vom Malen an der Wall of Fame begeistert.”

Wie bist du zum Graffiti gekommen? Hast du Vorbilder, die dich besonders angespornt haben? Angefangen hat bei mir alles, als im Sommer 1999, die Schule nach den Sommerferien wieder losging und wir Zuwachs in der Klasse bekamen. In manchen Fächern saß ich neben einem von denen und wir fingen, aus der langen Weile heraus, an, Buchstaben zu malen. Das Ganze hat sich dann hochgeschaukelt. Einige Freunde haben plötzlich auch angefangen und ich habe Leute kennengelernt, die schon länger dabei waren. Ich war mir, zu diesem Zeitpunkt nicht im Klaren, was diese Buchstaben letztendlich für eine Auswirkung hatten. Es war wahrscheinlich genau diese Unwissenheit und die Faszination des Neuen, was mich anfangs so sehr motivierte! Richtige Vorbilder habe ich eigentlich nicht. Es gibt Styles, Einstellungen und einzelne Persönlichkeiten, die mich schon beeinflusst haben, die ich feiere und die mich zum Nachdenken anregen! Ein direktes Vorbild habe ich in diesem Sinne aber nicht.

Bitte stell doch deine Crews kurz vor! Wo liegen die Schwerpunkte deiner Gruppe im Bezug auf das Malen? Ich bin Vertreter der CAM Crew und der GFB Crew. Die CAM Crew aus Wittenberg und Umgebung besteht aus: Nois, Pons, Fadal, Karo, Mosaik, Phab und mir. Die GFB Crew, was soviel wie “Graffiti, F****n, Bier” bedeutet, ist eine überregionale Crew, bestehend aus fast allen Mitgliedern der CAM Crew, einigen Mitgliedern der PAD Crew, wie Stern, Frozd und Kuba, sowie den Jungs von BNR, nämlich Tois und Zois. Außerdem kommen noch Leute wie Dekro, Arto und Burnout, der die Crew massiv mit Tags repräsentiert, hinzu. Die Crew verteilt sich in den folgenden Städten: Wittenberg, Gräfenhainichen, Delitzsch, Leipzig, Dresden, Treuenbrietzen, Hof, Hamburg und Erfurt. Wo unser Schwerpunkt liegt, ist eine schwierige Frage. Ich kann in diesem Fall nur für mich sprechen, denn jeder von uns hat einen anderen Stil, andere Motive, andere Herangehensweisen und sicher auch andere Ziele. Von daher kann ich das nicht verallgemeinern. Ich kann dazu eigentlich nur sagen, dass der Name Programm ist… ;o)

Wie viele Bilder hast du schon gemalt und in welchen Städten warst du bereits unterwegs? Hast du mit Deiner Crew schon an einem Contest teilgenommen? Wie viele Bilder ich bisher gemalt habe, kann ich Dir jetzt gar nicht so genau sagen, aber zwei, drei waren es in jedem Fall. Gemalt habe ich bereits in verschiedenen Städten, wie Leipzig, Halle, Dresden, Berlin, Itzehoe, Dessau und Potsdam… Vorwiegend in Städten, in denen die Szene lebt. Aber selbstverständlich malte ich auch viel in Wittenberg und seiner Umgebung. 2009 haben Stern, Kuba, Frozd und ich an einem Battle in Dresden teilgenommen und sind dort sogar mit dem 2. Platz nach Hause gefahren! Aber ich hatte nicht das Gefühl, dass das ein großes Ding war und weiß bis heute eigentlich auch nicht, worum es dort genau ging. Ich wollte einfach nur einen Style hinterlassen und eventuell ein paar nette Leute kennen lernen.

Du bist zwar Wittenberger, hast aber ein Jahr in Halle, wo du eine Ausbildung zum Screendesigner gemacht hast und in Leipzig, gelebt. Was für Einflüsse und Inspirationen hast du in diesen beiden Orten, die in Ostdeutschland, Berlin mal ausgenommen, die wohl am meisten gebombtesten Städte sind, gesammelt? Als ich nach Halle zog, war das schon ein Unterschied wie Tag und Nacht für mich. Im Gegensatz zu Wittenberg ist dort eine überverhältnismäßig aktive und sehr viel größere Szene am Start. Das hat schon Eindruck bei mir hinterlassen. In Leipzig ist es ähnlich. Diese Städte haben einen Rhythmus, in dem die Straßen täglich bunter werden und das flasht mich sehr! Man kann sich jetzt vielleicht über Qualität und Quantität streiten, aber Tatsache ist doch, dass in beiden Städten viel mehr passiert und man im Umkehrschluss keine deutliche Szene in Wittenberg erkennen kann. Darüber hatte ich zuvor so nie nachgedacht.

Bleiben wir erstmal bei der Graffitihochburg Sachsen-Anhalts schlecht hin – nämlich Halle. Selten hört man was aus der dortigen, extrem aktiven, Szene. Man hat das Gefühl, dass die Szene in Halle sehr verschwiegen sein muss. Man erfährt kaum Details und in den Medien, wie zum Beispiel den Graffiti Art Bänden von Schwarzkopf & Schwarzkopf, wurde Halle nur sehr geringfügig erwähnt. Was denkst du woran das liegt? Woran das genau liegt kann ich nicht beantworten. Ich habe Halle als eine recht offene Stadt kennengelernt. Im Großen und Ganzen fand ich die Stadt also nicht verschwiegen. Ich wurde dort eher recht freundlich aufgenommen und die Leute mit denen ich dort gemalt habe, waren auch nicht sonderlich verschwiegen. Natürlich wurde auch mir gegenüber alles unter der nötigen Vorsicht gehändelt, aber es war wie in jeder anderen Stadt auch.

Im Gegensatz zu Halle, erfährt man über die Leipziger Graffitibewegung eher recht viel. Sind die Writer dort einfach nur extrovertierter, oder welche Gründe fallen dir dafür ein? Was denkst du, worin der große Unterschied zwischen der Halleschen und der Leipziger Szene besteht? Ja, ich bin schon der Meinung, dass die Szene in Leipzig etwas extrovertierter ist, als die Hallesche. In Leipzig wurden auch schon früh Videos gedreht, welche noch als VHS herauskamen. So etwas kenne ich in dieser Form aus Halle nicht. Für mich persönlich liegt der deutlichste Unterschied dieser beiden Städte darin, dass auf dem ersten Blick, in Halle härtere Styles gemalt werden und in Leipzig mehr verrückte Bombings zu finden sind. Sicherlich gibt es in beiden Städten Writer, die ausgeprägte Styles und auch harte Bombingactions bieten, aber ich denke die Rollenverteilung ist deutlich.

Du hast in den vergangen Jahren, mit ansehnlichem Erfolg, verschiedene Dinge ausprobiert. Vom Bomben und Taggen, übers Trainwriting bis hin zum Malen von Leinwänden und verschiedenen Aufträgen, ist bei dir eigentlich alles vorhanden. Auch an der ein oder anderen Hall of Fame bist du aktiv gewesen. Wie siehst du deine Zukunft als Writer? Nach wie vor bin ich am meisten vom Streetbombing und vom Malen an der Wall of Fame begeistert. Warum das so ist weiß ich auch nicht, aber das sind die Dinge die mir am meisten Spaß und Ausgleich bringen. Trainwriting ist auch eine spannende Sache, aber es reizt mich nicht so sehr. Bis jetzt habe ich mir jedoch noch nie Gedanken darüber gemacht, wie das alles einmal weiter geht oder zu Ende gehen wird – und das soll auch so bleiben! Ich bin halt einfach kein Visionär. Jeder sitzt mit seinen Kollegen mal herum und philosophiert über die Zukunft, aber eigentlich ist es mir Wurst! Hauptsache es wird gut!

Hattest du während deiner bisherigen Laufbahn als Writer, die ja nicht nur in der Legalität stattfand, schon Probleme mit dem Gesetz? Hat nicht jeder Writer, der nachts loszieht, um etwas zu malen, Probleme mit dem Gesetz? Ich wurde zwar noch nicht erwischt, aber einige Bekannte und teilweise auch Leute aus der Crew…

HipHop, speziell Graffiti, wird in den Medien immer wieder kriminalisiert und mit Drogen und Gewalt in Verbindung gebracht. Spielen bei dir als Sprayer Drogen eine Rolle? Wie stehst du zu diesem Thema? Es ist klar, dass Graffiti kriminalisiert wird. Man sieht ja genug auf der Straße, hauptsächlich Tags. Die sind auf der Beliebtheitsskala der Gesellschaft ganz unten. Ein Laie sieht in Graffiti nur das Malen an den Stellen, an denen es verboten ist, aber nicht was dort eigentlich gemalt wurde. Es kommt eben darauf an von welcher Seite man das betrachtet. Entweder von der Seite, dass man eine Kunst ausübt, die einen ungewohnten Untergrund benötigt, oder ob ein gewohnter Untergrund mit einer ungewöhnlichen Kunst behaftet wird und die Betrachtungsweise vom Gesetzgeber ist da ja klar.

Graffiti und Drogen haben für mich allerdings keinen Zusammenhang – genauso wenig, wie Techno und Drogen. Konsumiert werden sie trotzdem in jeder Szene. Generell ist es mir egal, wenn jemand Drogen nimmt, solange er mich damit in Ruhe lässt. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied! Der Rest erübrigt sich, denk ich mal.

Vielen Dank für das Interview! Wir wünschen dir alles Gute für die Zukunft und bieten dir an dieser Stelle noch eine Gelegenheit, um etwas zu sagen oder ein paar Grüße loszuwerden: Ich grüße die Jungs von GFB, meine CAM-Kollegen, die Soulessence Crew (Lizzo und Mabu) und ein besonderer Gruß geht an Sem und Wel! Ich freue mich auf die Wände, die wir dieses Jahr gemeinsam machen werden!

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