Zome One – TAM Crew 25er im Interview:

Zome One – TAM Crew 25er im Interview:

18.04.2011 von Philipp Tölzer

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Zome, ein Graffitiwriter der 25er Crew spricht unter anderem über sein Leben als Sprayer. Außerdem haben wir eine Bildersammlung mit einigen seiner Werke für Euch bereitgestellt…

Zome, seines Zeichens Mitglied der 25er Crew, die in Thüringen großes Ansehen genießt, steht uns Rede und Antwort. Wir sprechen mit dem Graffiti Artists über die Anfänge seiner Karriere als Sprayer, woher er seine Motivation zum Writen bezieht und er klärt uns über das Mysterium Style auf. Außerdem spricht Zome darüber, wie sein Umfeld auf seine Arbeiten reagiert und wohin es seiner Meinung nach mit der deutsche Graffiti Szene geht. Sein Statement hierzu:

“Was die Graffitiszene an sich angeht, vernetzt man sich allerdings immer mehr. Auch über Deutschland oder sogar Europa hinaus.”

Du kommst aus einer relativ kleinen Stadt in der Nähe von Erfurt in Thüringen. Wie und durch welche Umstände bist Du dort zu Graffiti gekommen? Wann hast Du angefangen Dich für Graffiti zu interessieren und wann und durch wen bist Du schließlich selbst aktiv geworden? Ich bin früher viel geskatet und dadurch waren wir in ganz Deutschland herumgekommen. Meistens waren wir mit dem Zug unterwegs und haben auf unseren Trips zu Skateparks oder Freunden, viele bunte Städte, Wände und Trains gesehen. Außerdem haben wir auch Writer kennengelernt oder sind auf Jams und Partys gewesen und dadurch bin ich immer mehr mit Graffiti in Berührung gekommen. Irgendwann hab ich dann angefangen selbst etwas herumzukritzeln. Später habe ich über Rap und befreundeten Breakern den ganzen Scheiß leben und lieben gelernt. Ca. 1993 habe ich meine ersten Bilder gemalt, die damals natürlich dementsprechend aussahen. Über die Jahre sind die Formen, Farben, Buchstaben und alles was so dazugehört, zu einem Teil von mir und meinem Leben geworden.

Spielt die Nähe zu Erfurt eine wesentliche Rolle, was das Writing in Deiner Stadt angeht? Also früher, als sich das alles entwickelt hat und wir anfingen, spielte Erfurt, denke ich, keine große Rolle. Wir waren einfach irgendwann nur noch heiß auf den Shit und haben unser Ding durchgezogen. Natürlich lernt man im Laufe der Jahre immer mehr Leute und Städte kennen, somit dann auch viele Erfurter. So spielte Erfurt später dann eine Rolle, da wir mit den Leuten dann auch
viel gemalt und gemeinsam Crews gegründet haben.

Was am Graffiti ist es, das Dich persönlich dazu motiviert immer wieder aktiv zu bleiben? Von allem, was du aufzählst natürlich etwas, aber es ist eher so, dass ich nicht viel Motivation brauche, um aktiv zu bleiben, da es mittlerweile seit 17 Jahren ein Teil von mir und meinem Leben ist. Und wenn ich mal ein paar Tage nicht zum Malen komme, dann fehlt einfach was und dann muss ich einfach raus, was machen. Also im Großen und Ganzen ist es einfach die Liebe zur Sache.

Wie würdest Du „Style“ definieren? Versuch doch bitte einmal Deinen Style zu beschreiben! Dick, Blockig und voll erkennbar – sofort! Nur Spaß. Naja, es gibt ja verschiedene Style-Richtungen. Ich würde sagen, wenn jemand ein Bild, Train, Charakter, 3D, Wildstyle, Simple oder was auch immer malt – und man in dem Bild sehen kann, dass derjenige sich etwas dabei gedacht hat. Sprich, wenn die Proportionen stimmen, die Buchstaben swingen und gut aneinander oder ineinander passen, oder fließen und das Bild nicht einfach nur hingerotzt ist – dann würde ich sagen das jemand “Style” hat. Das lässt sich relativ schwer erklären, wenn man länger dabei ist und sich mit den Buchstaben, Charaktern oder seinem Ding, was man halt malen will, ernsthaft, länger und intensiv beschäftigt. Meinen Style würde ich als relativ simple und ein wenig oldschool beschreiben. In eine bestimmte Kategorie würde ich ihn aber nicht einordnen. Besonders wichtig für mich ist bei einem Bild oder einem Style, dass die Buchstaben einfach stimmig sind und die Proportionen hinhauen. Alles andere wie Background, Farbwahl usw. ist mir zwar auch wichtig, aber nicht so vordergründig wie die Buchstaben. Inspiration finde ich in sehr vielen verschiedenen Dingen, zum Beispiel aus dem Alltag, der Werbung, verschiedenen Grafiken, Bildern, Situationen und Erlebnissen. Aber am meisten spiegelt sich, glaub ich, die aktuelle Stimmung, in der ich mich gerade befinde, in meinen Styles wieder. Das heißt, wenn ich schlecht drauf bin, oder etwas Schlechtes erlebt habe, dann male ich meistens etwas aggressiver und kantiger. Geht es mir wiederum gut und mir scheint die Sonne aus dem Arsch, dann sind die Bilder etwas swingiger und ich male mit mehr Rundungen, oder sogar Freestyle…

Wie gehst Du vor, wenn Du ein neues Bild sprühst? Wie wählst Du die Farben für Deine Bilder? Für wie wichtig hältst Du die Farbwahl bei einem Bild? Das ist sehr unterschiedlich und kommt auch immer auf die Gegebenheiten an. Manchmal hat man einfach nur ein paar Dosen und muss damit halt irgendwie zurechtkommen und das Beste draus machen. Das ist manchmal spannend und kann eine richtige Herausforderung sein. Manchmal hat man eine bestimmte Idee und auch die Dosen dazu, oder kauft direkt für ein bestimmtes Konzept, so wie man es will, ein. Wenn wir ein bestimmtes Konzept malen wollen, dann versuchen wir natürlich an alles zu denken. Coole Styles, passender Background, Proportionen und die richtige Farbwahl. Oft ist es aber auch so, dass man einfach drauflosmalt und trotzdem ein schöner Schriftzug entsteht. Die Farbwahl ist schon sehr wichtig, da man oft aus einem coolen Style mit der richtigen Farbkombination, ‘ne echte Megabombe machen kann. Wenn ich ehrlich bin, mache ich es mir mit der Farbwahl auch manchmal etwas schwer und habe ab und zu nicht das optimale Händchen dafür. Aber die Buchstaben stehen bei mir schon sehr viel mehr im Vordergrund.

Wie reagieren die Leute auf Deine Pieces? Sind in Deinen Graffitis Aussagen enthalten? Welche Leute? Also von der Außenstehenden Bevölkerung habe ich ja nicht so viele Reaktionen, weil man ja nicht zu jedem sagt: “Ey – Hier mein Bild, wie findest Du das?” Freunde, Maler, Crew und so weiter, die es wissen, oder wissen dürfen, sagen schon meist ihre ehrliche Meinung und somit gibt’s auch Kritik, oder Lob. Aussagen gibt es teilweise schon. Das kommt auf das jeweilige Konzept oder Bild an. In einem Konzept kann man, oder sollte man denke ich die Aussage einfach erkennen oder raus lesen können. Wenn ich ein Bild alleine male, ist die Aussage aber auch meist recht einfach. Hier bin ich, das ist mein Name und ich hab Bock drauf und Spaß daran meine Buchstaben zu formen und auf das jeweilige Medium zu bringen. Des Weiteren gibt es aber auch Bilder, mit denen man etwas ausdrücken will. Ob man einen lieben Menschen verloren hat, jemand Geburtstag hat, ein Jubiläum ansteht oder etwas politisches und provokantes an die Wand bringt. Also eher immer sehr verschieden. Politische Aussagen gibt es aber eher selten – wir machen einfach unsere eigene Politik und die heißt “Writing!”

Hattest du schon mal Probleme aufgrund des Sprühens? Probleme gibt’s immer mal aus verschieden Richtungen. Wenn du die Bullen meinst – mit denen hatte ich zum Glück schon sehr lange nichts mehr zu tun, vor 10 oder 11 Jahren, als wir noch jeden Tag aktiv und viel unterwegs waren, mit Zug und Auto herumgefahren sind, gab es schon die eine oder andere Festnahme, Hausdurchsuchung oder Vorladungen und so weiter. Aber das ging immer alles relativ ohne große Konsequenzen über die Bühne. Meist auch nur weil die Bullen zu doof waren und den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen haben. Ansonsten gibt es noch gelegentlich Probleme, weil man vielleicht Frau, Job, Freunde, Verwandte oder Anlässe vernachlässigt, da man irgendwo Leute besucht und ein Konzept malt, oder man mal wieder zu lang im Yard gecheckt hat und unbedingt die Kiste klar kriegen wollte.

Was denkst Du wie sich die Graffitiszene in Deutschland im Laufe der Jahre verändert hat? Zum Einen ist es heute so, dass viele Maler mit dem HipHop – Ding oder auch der Musik nicht mehr viel zu tun haben, was ja auch nicht unbedingt schlecht ist. Aber ich fand das früher schon sehr geil mit der Kultur an und für sich und den Jams und so weiter, wo sich jeder getroffen hat – die Breaker, Maler, MCs, Beatboxer und so weiter auf einem Haufen und man hat sich ausgetauscht, kennen gelernt und Spaß gehabt. Das findet man heute leider fast gar nicht mehr. Was mich persönlich sehr stört, ist dass jeder 3. ein Tag macht, oder ‘ne Wurst malt und denkt, dass er ein Writer ist, obwohl er die Hintergründe oder die Kultur gar nicht versteht, oder nicht kennt und es einfach gemacht wird, weil man im Internet oder im TV, was gesehen hat. Und es ist schade, dass es wahrscheinlich auch nie mehr so sein wird, weil das alles nicht mehr so zelebriert wird wie früher und der Austausch unter den verschiedenen Elementen nicht mehr wirklich, oder wenig stattfindet. Heute ist es teilweise irgendwie so, dass jeder das für sich macht, egal ob Maler, Mc oder Breaker. Viele auch vordergründig versuchen damit Geld zu verdienen, was teilweise auch ok, aber nicht der Sinn der Sache ist. Was die Graffitiszene an sich angeht, vernetzt man sich allerdings immer mehr. Auch über Deutschland oder sogar Europa hinaus. Ich denke, dass es auf jeden Fall immer Leute geben wird die legal oder illegal aktiv sein werden, egal wie die Strafen sind, die Szene sich entwickelt, oder Sie zum Malen gekommen sind.

Heutzutage gibt es fast in jeder Stadt legale Wände. Denkst Du, dass dies ein wichtiger Schritt ist, Graffiti gesellschaftsfähig zu machen, die Kriminalität zu senken und auch die allgemeine Qualität der Bilder zu steigern? Was hat sich durch die Einführung der legalen Flächen im Wesentlichen geändert? Nein – Ich denke, dass es toll ist, wenn man ‘ne Hall hat und dort auch mal schön in Ruhe den Grill aufstellen, nen Bier zischen, nen schönes Bild malen und mit seinen Leuten Spaß haben kann. Aber sonst ist das eigentlich Nebensache. Wenn man malen will, findet man schon was, wo man das machen kann. Ich denke auch, dass man es gar nicht gesellschaftsfähig machen sollte. Illegale Writer werden damit nicht aufhören, nur weil es ne Hall gibt. Ich denke nicht, dass sich durch die Einführung von legalen Flächen etwas großartig geändert hat.

Die Strafen für Sprayer wurden unter der derzeitigen Regierung vor kurzem deutlich verschärft. Wenn der Tatbestand der Sachbeschädigung nachgewiesen wird, kann man nun bis zu zwei Jahre in Haft gehen. Wie siehst Du das mit der Sachbeschädigung durch Graffiti? Am Ende ist es schon so, dass es ja ne Sachbeschädigung oder zumindest eine Veränderung der Sache ist. Das ist halt ‘ne Auslegungssache. Ich finde dass, wie zum Beispiel bei einem Zug, oder auch bei den meisten Wänden, es so ist, dass man die Farbe wieder entfernen kann, ohne, dass die Wand, oder der Zug beschädigt wird, es also auch keine Sachbeschädigung ist. Mir ist natürlich klar, dass illegale Graffitis, egal wo und auf was, viele Kosten verursachen und es auch richtig ist, dass Derjenige, wenn er denn eindeutig als Täter ermittelt werden kann, dafür bestraft oder zur Kasse gebeten werden muss. Allerdings denke ich auch, dass es bei weitem schlimmere Straftaten gibt, um die man sich kümmern sollte und die Höhe von Strafen gerechter verteilen sollte.

Stell doch bitte kurz Deine Crew vor! Wann und wie habt Ihr den Anschluss, an die in Thüringen legendären 25er, gefunden? Die TAM Crew hat im Laufe der Jahre mehre Bedeutungen gehabt. Zum Beispiel “The Aerosoul Mafia” oder “Tod Am Morgen“, um nur zwei zu nennen. Sie wurde vor circa zehn Jahren gegründet und besteht aus folgenden Writern: Snot, Rost, Scio, Mont, Back und Zome. Allerdings muss ich dazu sagen, dass von diesen Leuten einige schon länger gar nicht mehr aktiv sind und einige nur bedingt, wenn es die Zeit, oder auch die Lust, zulässt. Ja so ist das halt, der eine hat Familie, der andere einen anspruchsvollen Job, oder sie sind weggezogen. Mit allen, bis auf einen, besteht aber noch sehr guter Kontakt. Die Gründer und Mitglieder von 25 kennen wir schon länger, bevor es 25 überhaupt gab. Als dann 25 gegründet wurde und sie sich sehr schnell verbreitet und sich einen Namen gemacht hat, waren wir dann auch dabei. Wir haben irgendwann in einer Sylvesternacht mit den Leuten gefeiert und sind mit zwei Gründungsmitgliedern später noch eine Kiste machen gegangen und danach wurden wir halt gefragt und waren mit dabei.

Soweit ich weiß, habt ihr im Jahr 2009 sogar an dem Vorausscheid zum “Write For Gold” in Halle teilgenommen. Erzähl uns doch mal wie das war! Habt Ihr auch schon mal an anderen Contests teilgenommen?Ich hatte irgendwann eine Mail von “Write For Gold” bekommen, wo man sich dann mit ein paar Bildern und entsprechenden Angaben bewerben konnte. Da dachte ich mir – warum nicht? Ich habe uns dann einfach angemeldet. Wir waren auch etwas überrascht, dass wir in die engere Auswahl gekommen sind und eingeladen wurden, da dort ja schon eher bekanntere Crews ausgewählt wurden, wie CMD, Yard5, Bandits und so weiter. Zumal ich das mit der Anmeldung auch schon wieder vergessen hatte. Der Tag und die Veranstaltung an sich waren ganz cool. Wir haben ein paar Leute kennengelernt, Spaß gehabt und ne ganz coole Wand gerockt, mit der wir auch zufrieden waren. Weitere bekannte Contests gab es nicht, an denen wir teilgenommen haben…

Wir bedanken uns recht herzlich für das Interview und wünschen Dir und Deiner Crew viel Erfolg für die Zukunft! An dieser Stelle möchten wir Dir noch die Möglichkeit geben, ein paar Grüße loszuwerden: Ich Grüß natürlich meine TAM‘s, Uschi, alle 25 Boys, Caos, Elric, Castor, Tarnvogel, Helga, 135, RWRZ, RHS, DSK, KWZ, Rusk, Funk, Max, Get2, Spike, Öze, BZ, San, Sun, Skor, Pesk, Pork, Semor, Maclaim und alle die ich vergessen habe! 25 for Life! Bomb the World!

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