Kosi – 481er im Interview:

Kosi – 481er im Interview:

22.03.10 von  Philipp Tölzer

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Wir baten den Graffiti-Künstler und ausgebildeten Kirchenmaler Kosi von der Crew 481, die neben ihm aus Hure, Ruin, Kurs, Shreck, Spack und Sack besteht, zum Interview. Zudem haben wir eine sehenswerte Fotogalerie für dich bereit gestellt…

“Wenn du dich mit nichts anderem beschäftigst und dich nur mit Graffiti auseinander setzt, kombinierst du Elemente mit deinen eigenen Sachen. Im Laufe der Zeit entwickelst du daraus dein eigenes Ding.”

Hallo Kosi, es freut uns sehr, dass Du Dir Zeit genommen hast, dir ein paar Fragen zu stellen! Fangen wir mit den Basics an: Wo stammst Du her und in welchen Crews bist Du aktiv?
Es hat alles sehr klassisch bei mir angefangen, mein Bruder hat lange vor mir mit dem Sprühen angefangen und ich irgendwann auch. Man wollte halt mit den Großen abhängen und dazugehören. Das ging natürlich schief und die lachten einen aus. Also musste man alleine los und sich behaupten. Ich habe im Laufe der Zeit für einige Crews gemalt, aber im Moment male ich nur 481.

Die anderen Crews sind entweder eingeschlafen oder es hat sich einfach verlaufen. Man hat sporadisch Kontakt aber es geht nichts zusammen. Mit Crews ist es wie mit Frauen: Du musst mit ihnen durch dick und dünn gehen um heraus zu finden welche die Wahre ist. 481 besteht im Moment aus Hure, Ruin, Kurs, Shreck, Spack, Sack und mir.

Man kann in deiner Region seit ca. 14 Jahren eine Menge von dir sehen! Wann genau hat das bei dir angefangen und was diente dir, am Anfang und in den letzten Jahren, als Inspiration und Motivation?
Am Anfang willst du es allen beweisen, der Beste und überall präsent sein. Es geht immer darum besser zu werden. Anfangs muss man sich erstmal ein bestimmtes Niveau erarbeiten. Ich war nie besonders talentiert und musste mir technisch und stylemäßig alles über lange Zeit erarbeiten. Das ging bei den Meisten sehr viel schneller. Mein Vorteil war immer, dass ich viel an mir gearbeitet habe und lange durchgehalten habe. Heute ist das nicht anders. Jedes Bild ist ein Kampf mit mir selber. Das macht mir den meisten Spaß bis heute.

Am Anfang hast Du begonnen einfache Pieces und kleine Aufträge, um dich zu finanzieren, zu malen und bist, Mitte oder eher Ende der 90er Jahre viel bomben gegangen. Wie war diese Zeit für dich? Macht Dir das Malen heute noch genau so einen Spaß wie damals? Hat sich dein Gefühl, in Bezug auf Graffiti, im Laufe der Jahre, verändert?
Das Gefühl hat sich eigentlich nicht verändert. Verändert haben sich die Gegebenheiten. Früher gab es nur Sprühen! Da ist alles andere auf der Strecke geblieben. Es war wie ein Full-Time-Job. Immer auf der Reise nach der nächsten Aktion. Das war eine Superzeit. Heute arbeite ich lieber 2 Stunden an einem Panel als 3 Silberdinger zu kicken. Es reizt mich detailliert zu malen. Leinwände sind auch dazu gekommen! An die gehe ich ganz anders ran und habe viel mehr Zeit. Es ist ein ganz anderes Arbeiten.

Du hast eine Ausbildung zum Kirchenmaler absolviert und übst diesen Beruf auch aus. Wo siehst du Dich da im Moment? Bezeichnest du das was Du da machst und Deine Arbeiten immer noch als klassisches Graffiti, oder hat Dich Dein Beruf da eher weniger beeinflusst?
Ehrlich gesagt finde ich diese Frage immer komisch… Für mich gibt es da keine Trennung. Klar hat mich meine Ausbildung beeinflusst. Aber ich denke nicht darüber nach ob das was ich mache Graffiti ist! Ich mache einfach was mir Spaß macht. Ich kann heute zehn Stunden in einer Kirche arbeiten, gehe dann drei Stunden einen Zug malen und am nächsten Tag male ich in meiner Werkstatt eine Leinwand. Das ist für mich perfekt.

Du malst öfter auch auf Jams und hast dir zusätzlich durch das Malen von Zügen und dem Besuchen von Städten rund um den Globus, einen Namen in der Szene gemacht. Außerdem interessieren sich diverse Magazine für deine Bilder. Ist Dir das unangenehm oder wie kannst du damit umgehen?
Ich weiß nicht ob ich einen Namen in der “Szene” habe. Es ist auch nicht so das ich jeden Tag 20 Interviewanfragen bekomme. So was kommt alle Jahre vor und ab und an fragt mal jemand wegen Bildern. Das ist alles zu bewältigen und macht Spaß.
Was mich im Moment freut, ist das meine Crew sehr präsent ist. Da kommen auch noch einige Specials. Es sind alle Jungs aktiv und präsent. Die Mischung ist gut. Züge, Wände und Leinwände sind qualitativ gut vertreten.

Oft ist es so, dass Writer, die sich mit 3Ds beschäftigen, mehr in die Kategorie “Künstler” gesteckt werden und selten illegal aktiv sind, da diese meist viel Zeit in Anspruch nehmen und komplexe Elemente beinhalten, die sich nachts und unter Zeitdruck, nur schlecht realisieren lassen. Nun sieht man deine 3Ds ja häufig auf Zügen. Woher nimmst du dir die Zeit, die man beim Trainbomben ja eigentlich nicht hat?

Keine Ahnung in welche Kategorie man mich steckt. Es gibt immer Spots in denen man Zeit findet. Ich war nie ein Fan von 10 Minuten-Actions. Ich brauche immer etwas länger. Man muss sich die Zeit einfach nehmen. Aufwendig auf Stahl zu malen macht mir am meisten Spaß. Es ist die Aktion an sich und wenn man noch ein gutes Foto bekommt, ist alles gut. Es gibt viele gute Sprüher die super Sachen bringen. Das auf Stahl umzusetzen ist noch mal eine Steigerung. Wenn man sich die Sachen von Wert ansieht, ist das einfach Hall of Fame Qualität! Aber auf Stahl… Der malt auf Kiste genauso geile Dinger wie auf Beton.

Bleiben wir beim Thema 3Ds, mit denen sich, wenn man sich die Szene so vor Augen hält, ja relativ wenige Writer beschäftigen. Du hast Ende der 90er viel zusammen mit Kies gemalt. Habt ihr euch inspirieren lassen?
Ja klar haben wir uns inspirieren lassen. Wenn du dich mit nichts anderem beschäftigst und dich nur mit Graffiti auseinander setzt, kombinierst du Elemente mit deinen eigenen Sachen. Im Laufe der Zeit entwickelst du daraus dein eigenes Ding. Kies macht inzwischen nicht mehr viel. Er geht einer geregelten Arbeit nach, hat eine Frau und ein Kind. An der Stelle Glückwunsch und alles Gute für euch!

Hast Du im Laufe deiner bisherigen Karriere schon festgestellt, dass sich jüngere Writer dich zum Vorbild genommen haben? Wirst du viel gebitet?
Ich denke nicht, dass ich gebitet werde. Da gibt es ganz andere Leute an denen sich die Leute orientieren. Und auch wenn es so wäre, irgendwann werden sie ihr eigenes Ding finden, ansonsten bleiben sie eine Kopie. Es ist aber heute auch so, dass es so viele Sprüher gibt, dass das alles näher zusammen rückt.

Was für Musik hörst du und was denkst du, was diese für einen Einfluss auf deine Bilder hat? Bist du durch die Musik zum Malen gekommen, oder eher umgekehrt?
Ich höre Rapmusik. Ami, deutsch und französisch. Kaufe mir was mir gefällt, quer Beet. Einfluss auf meine Bilder hat das nicht. Ich höre immer Musik beim malen, das ist vielleicht das Einzige. Ich glaube Rapmusik und malen kam gleichzeitig. Früher haben Sprüher immer Rap gehört. Heute hören die meisten Leute, die ich kenne andere Musik.

Was für Einflüsse hast du auf deinen Reisen rund um die Welt in Deine Heimat mitgebracht?
Ich habe meine Heimat zu schätzen gelernt. Aber auch über den Tellerrand hinaus zu blicken. Ich weiß, dass ich hier eine sehr gute Basis habe, an die ich immer wieder gerne zurückkehre – aber auch jederzeit verschwinden kann. Man kann seine Heimat besser einschätzen und realistisch betrachten. Ich freue mich immer wieder hierher zurück zu kommen.

Es ist in der Regel ein Glücksfall, wenn man sein Hobby zum Beruf machen kann! Wie denkst du darüber?
Wenn man wirklich von Graffiti leben kann, mag es das Richtige sein. Aber meistens ist es so, dass die Aufträge, die man malt, wenig mit dem zu tun haben, was man gerne selber machen möchte. Ich versuche immer meine eigenen Sachen mit einzubauen, was manchmal auch gelingt. Aber im Grunde ist es Fassadengestaltung mit Sprühdose. Styles sind da selten gefragt.

Erzähl uns doch noch ein wenig über deine Heimatstadt! Im Laufe Deiner Laufbahn als Writer hat sich dort doch bestimmt auch eine echte Szene gebildet. Warst du an dieser Entstehung beteiligt? Was gibt es in Sachen HipHop-Kultur in der Lutherstadt noch zu bewundern?
Ich komme aus einer Stadt mit ca. 50 Tausend Einwohnern, wenn sie Glück hat. Also sehr überschaubar. Von den Leuten, die aktiv waren als ich angefing, sind wenig übrig. Ich kann zu der Szene hier auch nicht viel sagen, da ich viel für einen Hip Hop-Laden unterwegs bin, in dem der ambitionierte Hiphoper alles bekommt, was das Herz begehrt, reicht es doch. Es gibt andere Sprüher, zu denen ich aber wenig Kontakt habe. Was Rap und Tanz angeht kann ich nichts sagen.

Wir bedanken uns recht herzlich für das Interview inklusive dem Bildmaterial und wünschen dir alles Gute für die Zukunft! Willst Du noch jemanden Grüßen?
Danke, dir auch! Meine 481 Jungs, Fäuste hoch! Make, Frankmaster und Andy!

www.Kosi-One.com

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